Im Zeitenstrom und in
tausend Traumsekunden,
tanzen im Strom
und mit allem verbunden.
(© M.B. Hermann)
Es flattern Blumen in meine Hände,
die Menschen eilen durch den Wind.
Ich weile, weile, fast wie ein Kind,
selbstvergessend an Stränden.
(© Milena A.L.)
Siehst Du die hohen Wälder?
Da unten liegt der See.
Und alle Wiesen und Felder
Sind ganz weiß vom Schnee.
Ich hör Dich so gerne erzählen
Von Deiner Heimat im Tal,
Und von den vielen, hellen,
Tanzenden Menschen im Saal.
Komm nur und sei nicht bange -
Ich tu Dir nichts. Ich will
Mich leise an Deine Wange
Schmiegen. Sei nur still.
Nicht küssen. Wir Menschen sagen
Uns hie und da ein Wort,
Und die Stunden tragen
Uns selber mit sich fort.
Vielleicht stehn heute die Wälder
Zum letzen Mal um uns her,
Und über die weißen Felder
Wandern wir nimmermehr.
(Walter Hasenclever, 1890-1940, expressionistischer deutscher Schriftsteller)
Es offenbart uns jede Seele
ein kleines Stück von uns,
und sehen wir nur eine Beere,
das Rote steckt in uns.
(© Hanna Schnyders)
Trauernd und voll Sehnsucht hab' ich
Diesen Brief an dich geschrieben;
Wenn mein Herz vermöchte, trüg es
Gern ihn selbst zu dir, der Lieben.
Denk beim Lesen seiner Zeilen,
Selber käm' ich aus der Ferne
Und die schwarzen Lettern seien
Meine schwarzen Augensterne.
Küsse drück' ich auf das Briefchen,
Dem, o Lieblichste auf Erden,
Deine weißen zarten Finger
Bald das Siegel lösen werden.
(Andalusische Liebespoesie, ungenannt, Nachdichtung: Adolf Friedrich von Schack)
Ich will Dir sagen, was Du mir bist:
Wenn der Regen fällt auf das Land
und weit geht und mühsam die Wanderschaft
und kein Weg ist lieb und bekannt -
Da gehst Du vor mir im dunklen Wald
wie ein Lied, wie ein Läuten her
und versprichst mir Frieden für Abend und Nacht
und ich fürchte mich nicht mehr.
Ich will Dir sagen, was Du mir bist:
Wenn ich die weite Brust
entgegendehne der ganzen Welt,
wie ein Berg meiner Kraft mir bewußt -
Da bist Du ein Vogel in meiner Hand,
Körperchen, ängstlicher Blick.
An meinen Fingern - sie sind ganz sanft -
hängt Dein Leben, Dein Glück.
Ich will Dir sagen, was Du mir bist:
Spiel in den Stunden der Kraft,
Trost und Ruhe und Hafen im Sturm
und in Stunden der Wanderschaft.
Im grauen Regen ein lauer Hauch,
der von Süden segnend und singend weht,
im Februar ein Blütenstrauch,
der leuchtend am Wegrand steht.
Dein blauer Mantel vor mir im Wind
deckt mir den trüben Himmel zu
und wo Du gehst, wirds licht in der Welt -
Liebste Du - -
(Josef Weinheber, 1892-1945, österreichischer Lyriker)
Blütenduft und Gesumme in der Luft.
Wer riecht, wer hört es noch?
Wie Sonnenblumen im August
geneigt den Kopf, die Lust.
(© M.B. Hermann)
In einem heftigen Wirbel
ist das Schweigen hierhergezogen.
Jetzt streift die untergehende Sonne
über die Wiesen wie ein Fuchs.
Die Medien jagen uns derweil
Angst in die träge Birne,
damit wir noch mehr ausrotten,
was Wahrheit trägt.
War nicht am Anfang der Geist?
(© Monika Minder)
Sieh die hundert kleinen Menschen,
Frühling bricht in alle Gassen.
Und die kleinen Menschen rennen,
Und die kleinen Herzen klopfen,
Freigelassen, wie die tausend kleinen wilden Wassertropfen.
Und die roten, frischen Köpfe
Eilen durch die Frühlingsgassen,
Tausend tote Augen lachen,
Selbst die Augen, die sonst hassen.
Und die jungen, blauen Herzen,
Aufgewirbelt von der Sonne,
Klopfen an den blauen Himmel,
Und die Himmeltore tauen.
Sieh die tausend warmen Lippen,
Liebe! Liebe! hör ich sagen.
Gerne möcht ich Erde werden,
Alle diese Liebe tragen.
(Max Dauthendey, 1867-1918, deutscher Dichter, Maler)
Manche Menschen sind aufgegangen,
an ihnen nur Adjektive prangen,
was immer mehr sie begehrten,
schlägt jetzt die Bescherten.
(© M.B. Hermann)
Ich juble mich an alle Dinge hin,
Ich bin so froh, ich weiss nicht, wer ich bin,
In jedem Baum fühl ich mich befreit,
Im fernsten Berg schwing ich Unendlichkeit,
Im letzten Menschen darf ich Lächeln sein,
In jeden Blick gebär ich mich hinein,
Ich schäm mich nicht, erkenn ich mich im Tier,
Auf allen Wegen rings begegn' ich mir.
(Karl Stamm, 1890-1919, Schweizer Dichter)
Es ist schon fast ein Wunder,
wenn zwischen so viel Beton
noch grüne Bäume wachsen,
die in echter Erde stehen
und Blumen blühen,
wo man es nicht erwarten würde.
Es wäre schon fast ein Wunder,
wenn schöne Bilder und Gedichte
graue Zeitungen erhellen,
in denen nebst nackten Frauen
vor allem das "Böse" dominiert.
(© Monika Minder)
Ach, dass Menschen nur sich finden,
Um sich wieder nicht zu kennen!
Ach, dass Herzen sich verbinden,
Um auf ewig sich zu trennen!
Ew'ges Wechseln und Entschwinden!
Es verrauschen Fluth und Fluthen,
Es verwehen mit den Winden
Menschenglück und Liebesgluthen.
Und in dieser Lethe Wellen
Treibst du selbst mit den Gefühlen!
Träumend siehst Du, wie die Schnellen
Freud' und Leid vorüberspülen.
(Franz Hoffmann, 1804-1881, deutscher Philosoph)
Wenigstens den Wind
lassen wir noch wehen,
wo wir doch sonst
an allem drehen.
Längst pflanzen wir
keine Bäume mehr
in unseren Gärten,
lieber mähen wir
mit lauten Geräten
alles steril.
Es wäre schon viel,
könnten hohe Gräser
noch rascheln.
(© Monika Minder)
Manchmal, wenn es im Westen aufklart,
schaue ich den glitzernden Geldflüssen zu,
die schäumend über die Ufer treten
und das eben noch dürre Land überschwemmen.
Mich amüsiert die Diktatur des Geschwätzes,
die sich als Theorie der Gesellschaft
bezahlt macht, wenn ich den Nachrichten
von unten glauben darf. Mir geht es gut.
Manchmal sehe ich Gott. Gut erholt sieht er aus.
Wir sprechen, nicht ohne Witz und dialektisch
erstaunlich versiert, über metaphysische Fragen.
Kürzlich fragte er mich nach der Ausgabe
meiner Gesammelten Werke, weil er sie
angeblich nirgendwo auftreiben konnte.
Nicht dass ich daran glauben will, sagte er,
aber es kann ja nichts schaden.
Ich gab ihm mein Handexemplar, das letzte
der blauen Ausgabe, samt Kommentaren.
Übrigens ist er gebildeter, als ich dachte,
Theologie ödet ihn an, der Dekonstruktion
streut er Sand ins Getriebe, Psychoanalyse
hält er für Unsinn und nimmt sie nicht
in den Mund. Erstaunlich sind seine Vorurteile.
Nietzsche zum Beispiel verzeiht er jede
noch so törichte Wendung, Hegel dagegen
kann er nicht leiden. Von seinem Projekt
spricht er aus Schüchternheit nie. Bitte,
sagte er kürzlich nach einem langen Blick
auf die Erde, bitte halten Sie sich bereit.
(© Michael Krüger, 1943, deutscher Schriftsteller)
Gedicht hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Michael Krüger.
Wieviele Blüten am Boden,
wieviel Nebel unter Hautzellen?
Ihr, die ihr richtet über Menschen,
nur des Geldes wegen.
Vergesst nicht,
in jeder Falte der Gier
ist der Tod zu Hause,
entstehen Spuren in der Seele,
die sich nicht löschen lassen.
(© Monika Minder)
. . . denke so – dass du mit vielen Leuten
Durch die Strassen gehst –
Vor diesem Laden stehst –
Unter vielen, fremden Leuten –
Dass du im Alltagseinerlei
In Menschenrudeln
Durch die Strassenstrudel
Dahingetrieben –
Immer an mir vorbei –
… denke so – dass zu viele Menschen
Durch die Strassen gehn –
Dass die Strassen alle auseinander zweigen –
Dass
Wir uns nie im Abendschweigen
In einer Gasse wiedersehn.
(Gerrit Engelke, 1890-1918, deutscher Arbeiterdichter)
Neue Menschen bereichern den Vers.
Von Angst gestreifte jagen nun Wörter
um die Welt und richten ihre verstaubten
Seelen auf dem Rücken Schwächerer aus,
wie immer, damit ja die Wahrheit nicht
zum Singen komme.
(© Monika Minder)
Ein kühner Sinn kann Ströme hemmen
Und bricht durch Felsen seine Bahn,
Doch wenn die Nebel ihn beklemmen,
Da fühlt er, seine Macht sei Wahn.
Verhüllt ist ihm die frohe Ferne,
Das Nächste scheint ihm unbekannt;
Die Sonne gleicht dem schwächsten Sterne,
Er irrt, wohin er sich gewandt! –
Bald wirken dann die Himmelszeichen,
Die rings um unsre Erde ziehn;
Die heitre Thatkraft muss entweichen,
Wenn Scorpionen droben glühn. –
Es reicht kein Arm zum Flammensterne,
Der unerwartet zu uns dringt,
Es ringt kein Arm zum Erdenkerne,
Der uns der Krankheit Unheil bringt!
Und geht die Welt noch einmal unter,
So ist's in böser Laune Spiel;
Dem Herrn gefiel sie, als sie munter
Der Traurigen sind ihm zu viel.
(Achim Ludwig von Arnim, 1781-1831, deutscher Schriftsteller)
… aller Uebel
Unseligstes, verliehen uns die Ew'gen
Das Alter, wo die Wünsche
Noch glühend sind, die Hoffnung längst erloschen,
Versiegt der Freuden Quell und stets sich häuft
Das Weh, in das kein Tropfen Wonne träuft.
(Giacomo Leopardi, 1798-1837, ital. Dichter, Essayist und Philologe, bedeutender Erneuerer der italienischen Literatursprache im 19. Jh.)
Das macht den Menschen glücklich,
Das macht den Menschen matt,
Wenn er drei sehr schöne Geliebte
Und nur zwei Beine hat.
Der einen lauf ich des Morgens,
Der andern des Abends nach;
Die dritte kommt zu mir des Mittags
Wohl unter mein eignes Dach.
Lebt wohl, ihr drei Geliebten,
Ich hab zwei Beine nur,
Ich will in ländlicher Stille
Geniessen die schöne Natur.
(Heinrich Heine, 1797-1856, deutscher Dichter)
Der Mensch muss sich für alles "be-preisen" lassen: Er züchtet Hautzellen und andere, auch altmodische, Sachen wie Kaninchen und Bienchen. Studiert und gewinnt Preise und wird doch seltsam wenig weise.
Dem Menschen fehlts an fast nichts: Er kauft sich billig und kleidet sich willig in Wirtschaftskitsch, "be-newst" sich klug, wenn auch nur über dem Hut und denkt dabei nicht an Betrug.
So schlägt der Mensch in dieser Überfüllungsnot die schöne Zeit sich tot, unterjocht vom grossen Aussen, pochts innen wie ein Specht vom Baume draussen.
Und würden die Par-Zellen im Innen so genutzt wie Aussen, wer weiss welche Wellen sich lausten. Denn wenn heute etwas wirklich grösser wird, dann leider nur des Menschen Gier.
(© Monika Minder)
Meist in Wagen, die nicht federn,
Selten nur auf Gummirädern
Fährt der Mensch durch diese Welt,
Bis er in den Graben fällt.
(Wilhelm Busch, 1832-1908, deutscher Dichter)
Kann man immer brauchen. Hier gibt es eine tolle Auswahl für jeden Geburtstag.
Poesie für die schönste Zeit des Jahres. Moderne wie klassische Gedichte und Sprüche.
Liebevolle Worte zum Danke sagen.
Schöne und poetische Texte für die liebe Mutter.
Luftig leicht beschwingt, Gedichte zur Sommerzeit.
Moderne und klassische Herbstgedichte- und Sprüche.
Eine schöne Auswahl lyrischer Text zu verschiedenen Themen des Lebens.
Gedichte für die stille Zeit, sowie Sprüche, Wünsche und Grüsse.